WAO funktionierende Ablöseorganisation erhalten, muss das Unternehmen zusätzliche Arbeitskräfte in den Gruppen einplanen und zur Verfügung stellen. Frank Strümpel: Nach intensiven Gesprächen mit der Unternehmensseite konnten wir als Betriebsrat dann auch erreichen, dass die WAO-Bereiche bzw. die Meistereien in den Montagen, d.h. in Halle 46 und in der Factory56, pro Schicht zusätzliche Be- schäftigte erhalten haben, um eine Umsetzung einer Ablöseorganisation flächendeckend sicher- zustellen. Diese Arbeitskräfte werden gruppen- übergreifend qualifiziert und können die taktge- bundenen Gruppenmitglieder aus den Arbeits- stationen ablösen, wodurch diese dann die Mög- lichkeit bekommen, sich um die Umfeldtätigkeits- aufgaben ihrer Gruppe zu kümmern. Andreas Tedesco: Wir haben vor allem auch ge- regelt, dass die 20% Umfeldaufgaben – das sind aktuell 80 Minuten – am Stück von den Gruppen- mitgliedern wahrgenommen werden müssen, da- mit die Entlastung auch wirklich spürbar ist für die Kolleg:innen. So sollte die Ablöseorganisation nicht nur für eine tatsächliche Entlastung bei den Beschäf- tigten sorgen, sondern auch dazu beitragen, dass die Zufriedenheit der Gruppe gestärkt wird. Ob das nun so ist, wird die Evaluation zeigen. „„„Solange es noch kein Selbstläufer Leider ist es aber so, dass die Gruppen oft erst bei der jeweiligen Führungskraft einfordern müssen, dass taktentkoppelte Tätigkeiten machbar sind – sprich, dass die Ablösekräfte gestellt werden und dadurch die Ablöse gelebt werden kann. Nur so kann die Ablöseorganisation auch wirklich funktionieren.“ ist, sollte die Gruppe es einfordern, ihren Anteil an Umfeldaufgaben machen zu können und dadurch die Ablöse im Alltag zu leben! - Andreas Tedesco - 12 BRENNPUNKT - JULI 2024 Nur wenn die Voraussetzungen seitens des Unter- nehmens geschaffen und eingehalten werden, kann die Ablöseorganisation auch wirklich zur Zufrieden- heit der Gruppe funktionieren. Und solange das Ganze noch kein Selbstläufer ist, sollte es die Gruppe Tag für Tag einfordern. Es steht den Beschäftigten zu, wir haben uns vehement dafür eingesetzt und wir fordern das Unternehmen auch an dieser Stelle nochmals auf, getroffene Betriebsvereinbarungen einzuhalten und entsprechend umzusetzen. Frank Strümpel: Die Praxis hat uns auch in der Factory56 gezeigt, dass die Gruppen möglichst klein gehalten werden sollten, damit die Kolleg:innen innerhalb der Gruppen oft genug und regelmäßig Umfeldaufgaben wahrnehmen können. Verbesse- rungswürdig scheint auch in einigen Arbeitsbe- reichen eine eindeutige Aufgabenzuständigkeit. Im Moment bleiben sehr viele Aufgaben an den Gruppenverantwortlichen hängen, die eigentlich von der Gruppe, den Meister:innen oder anderen Kolleg:innen abzuarbeiten wären. Es ist wichtig, dass hier für Klarheit gesorgt wird und ein harmonisches Miteinander zwischen Meister:innen, GV und Gruppe spürbar wird. Ich hoffe, dass wird auch die Evalu- ation widerspiegeln und das Unternehmen dann zum Handeln zwingen. Evaluation in zwei Stufen BRENNPUNKT: Wie genau wird die Evaluation der WAO ausgestaltet sein? Frank Strümpel: Die Evaluation findet zweistufig statt: (1) Zunächst haben Ende Juni/Anfang Juli ins- gesamt 20 Leitfadengespräche stattgefunden. Im Herbst 2024 folgt dann (2) eine digitale Vollbefra- gung aller Beschäftigten, die in der WAO arbeiten. Die Leitfadengespräche am Standort Sindelfingen wurden in vier Meistereien durchgeführt: in zwei Meistereien der Factory56 sowie je in einer Meisterei in der Halle 46 und im Rohbau. Dabei wurden jeweils fünf Beschäftigte interviewt: ein E4 oder E3, ein E5, ein GV oder GV-S sowie zwei Gruppenmitglieder aus derselben Gruppe des GV/GV-S. Und natürlich fand die Befragung anonym statt. Dabei ging es in den Fragen u. a. darum, einen Eindruck davon zu be- kommen, wie sich die Arbeit in der WAO und das Miteinander in der Gruppe gestaltet und wo die Befragten konkret Verbesserungspotential sehen. Die Ergebnisse dieser 20 Interviews werden nun vom Team der Universität Osnabrück ausgewertet und dienen dazu, die Vollbefragung für die Evaluation im Herbst vorzubereiten.