TRANSFORMATION BRENNPUNKT: Über einen Spaten- stich oder konkrete Zeitszenarien kann man also noch nicht sprechen? Falk Pruscha: Klar ist, die Batterie- montage wird in die bestehende Halle integriert, in der bislang die E-Klasse Sitze gefertigt wurden, daher sind keine großen Bauaktivitäten im Sinne „Neubau“ nötig. Ergun Lümali: Mit Sicherheit wird in den nächsten Wochen konkretisiert, wie der Aufbau ablaufen und wie die Linien stehen werden. Das nimmt jetzt seinen Lauf. Dafür war aber zunächst mal die Voraussetzung, dass die Sitzfertigung zu Ende läuft und die Flächen frei werden. Sym- bolisch wird man dann mit Sicherheit etwas feiern, z. B. wenn die erste Anlage steht. Es ist schließlich nichts Selbstverständliches und schon gar nichts Alltägliches eine Batteriefabrik aufzubauen. Falk Pruscha: Mit Blick auf die Ge- samtstrategie des Konzerns hin zu "Electric-Only" ist die Tatsache, dass Sindelfingen am Standort zukünftig selbst Batterien fertigen wird ein außergewöhnlicher und wichtiger Meilenstein. BRENNPUNKT: Ergun, die Kolleg:- innen der S-Klasse- und Maybach- Sitzfertigung haben bei der Verab- schiedung der E-Klasse-Sitze ein klares Commitment von dir gehört… Ergun Lümali: Richtig, und das wiederhole ich auch hier nochmal gerne: Mit aller Kraft werden wir uns dafür stark machen, dass die S-Klasse-Sitze auch weiterhin in Sindelfingen bleiben. Das ergibt sich für mich ganz logisch und ist auch wirtschaftlich. Grundlage ist auch hier unsere Next Level-Vereinba- rung. Darin haben wir festge- schrieben, dass die Maybach-Linie bei uns gefertigt wird. Dafür wird konsequent der Innenausstattungs- betrieb am Standort, die sogenannte 26 BRENNPUNKT - OKTOBER 2023 Manufaktur, ausgebaut - was uns sehr freut. Und es ist auch nur richtig und notwendig diesen Bereich für unsere Top-End-Luxury-Produkte hier am Standort Sindelfingen nochmals auszuweiten. Gleichzeitig wäre es aus meiner Sicht in keiner Weise wirt- schaftlich, wenn man nur die May- bach-Linie aufbauen würde, da sich die S-Klasse- und Maybach-Sitze vom Grundkonstrukt sehr ähnlich sind. BRENNPUNKT: Stichwort 48-Volt- Batterien, wie ist denn hier der Stand? Ergun Lümali: Die Problematik mit den 48-Volt-Batterien bereitet nicht nur uns als Betriebsrat, sondern auch der Belegschaft wie auch der Unter- nehmensleitung wirklich große Sor- gen. Und wir müssen uns auch mal ehrlich machen, das ist schon ein richtiges Armutszeugnis, dass dieses Thema schon so lange wabert und noch immer nicht gelöst ist. Für unsere Kolleg:innen bedeutet diese volatile Situation große Planungs- unsicherheit. Sie müssen permanent flexibel sein, weil quasi von einem Tag auf den anderen – manchmal fast schon stündlich – die Fahrweisen geändert werden. Sie haben berech- tigte Fragen: Wie gestaltet sich der Rest des Jahres angesichts dieser Herausforderung? Wie geht es weiter und wie viele Fahrzeuge sind wir überhaupt in der Lage zu produ- zieren? Das geht dann ja auch ins Ergebnis, im Positiven wie im Ne- gativen – und jetzt eben eher im Negativen, wenn wir weniger Autos produzieren sollten. Und bei aller Flexibilität, die wir be- reit sind mitzugehen, heißt es jetzt endlich, für die Zeitkonten eine Lö- sung zu finden. Man kann nicht stän- dig ins Minus hinein wirtschaften mit den Zeitkonten. Dazu haben wir klare Vereinbarungen, die z. B. sagen, dass alles, was über -100 geht, mit Maß- nahmen belegt werden muss. Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und Lösungen für die Kolleg:innen entwickeln, Ideen dazu haben wir. Auch beim Thema Arbeitsruhe zwischen Weihnachten und Neujahr wollen die Menschen Gewissheit haben – sie wollen ihre Tage planen können. Und ich denke, wenn wir schon aufgrund von Umbauten, von 48-Volt-Batterien und von Neuan- lagen, die in die Gebäude kommen, etwas länger zumachen müssten, dann sollten wir auch in der Lage sein, das rechtzeitig zu kommuni- zieren und Antworten parat zu ha- ben, wie die Tage belegt werden können. Auch für unsere ME-Beschäftigten, also unsere Mitarbeitenden mit Einsatzeinschränkungen, brauchen wir Antworten. Jetzt, wo die Beschäf-